Andreas Kalckhoff
Nacio Scottorum.
Schottischer Regionalismus im Spätmittelalter.

Die Literaturangaben in den Anmerkungen sind Kurztitel; für den vollen Titel siehe Literaturverzeichnis.

Einleitung: Schottischer Nationalismus, schottischer Regionalismus
1. Fortsetzung:
Sich hierüber Klarheit Verschaffen setzt voraus, zu wissen, was der moderne Begriff "Nation" aussagt und bedeutet. Dies ist eine lexikalische, wissenschaftliche und politische Frage, über die keineswegs Einigkeit herrscht. Der neue "Duden" etwa macht drei Bedeutungen aus: a) große, meist geschlossen siedelnde Gemeinschaft von Menschen gleicher Abstammung, Geschichte, Sprache, Kultur, die ein politisches Staatswesen bilden oder bilden wollen; b) Staat(swesen); c) umgangssprachlich: Menschen, die zu einer Nation gehören; Volk 32). "Webster's" notiert für den englischen Sprachraum: a) Nationalität (nationality) im Sinne von "Volksgruppe"; b) Staatswesen oder Territorium, das eine oder mehrere Nationalitäten umfaßt; c) Stamm (tribe) oder Territorium eines Stammes. (Weitere Bedeutungen ohne staatsrechtlichen und soziologischen Bezug sind hier ausgelassen.) 33) Dazu käme die amerikanische Gleichsetzung von nation mit "Gesellschaft" 34) und die Anwendung des Nationalbegriffs auf Religionsgemeinschaften ("islamische Nation") 35).
Diese lexikalische Mehrdeutigkeit ist ein Reflex der wissenschaftlichen und politischen Auseinandersetzung um den Nationalbegriff 36). Zwei wesentliche Varianten sind dabei auszumachen: "Nation" als Volk bzw. Nationalität oder als Staat bzw. Gesellschaft 37). Die erste Variante hängt von der Bestimmung dessen ab, was "Volk" oder "Nationalität" ist. Gemeinhin wird darunter eine Großgruppe verstanden, die durch mindestens eine "objektive" Eigenschaft wie Rasse, Abstammung, Charakter, Sprache, Recht, Religion, Kultur, Territorium, Geschichte, gelegentlich auch Wirtschaft gekennzeichnet ist, sich dieser Gemeinschaft bewußt ist ("Nationalbewußtsein") und daraus eine Bevorzugung interner Interaktion bis hin zur politischen Zielsetzung ableitet; manche Autoren machen dabei die Forderung nach (kultureller) Autonomie oder (staatlicher) Souveränität zur Bedingung "nationaler Existenz" 38). Solche Herkunftsgemeinschaften (primordial groups) erscheinen auch unter dem Begriff "Ethnie" (ethnic group), vor allem wenn es sich dabei um Minderheiten oder um vormoderne "Stämme" (tribes) handelt; 39) im engeren Sinne wird "Ethnie" jedoch nur auf Abstammungs- und Kulturgemeinschaften angewandt, für die "Nationalbewußtsein" und politische Zielsetzung nicht zwingend sind.
Demgegenüber sieht die andere Variante "Nation" wesentlich unter dem Aspekt eines vorgegebenen staatlichen oder vorstaatlichen Verbandes. Ihr geht es nicht um eine geburtsmäßige "Schicksalsgemeinschaft", die zu politischem Handeln finden kann (und soll), sondern um eine politische "Willensgemeinschaft" (demos), die sich ethnisch oder historisch rechtfertigt. Die "Nation" ist dann entweder durch den Staat (oder eine maßgebliche politische Organisation, etwa eine "Befreiungsbewegung") vertreten oder aber durch die "Gesellschaft" als Souverän politischen Handelns. "Objektives" Merkmal dieser Staats- oder Gesellschaftsnation ist also vorrangig ein gemeinsamer politischer Wille, der sich in gemeinsamen Institutionen äußert und diesen nachträglich gewisse "kulturelle" Qualitäten zuordnet. "Nationalbewußtsein" heißt dann die Bejahung und Verteidigung des aktuellen Herrschaftsrahmens, oft auch der dazugehörigen Herrschaftsordnung 40).
Sieht man von der jeweiligen Bevorzugung ethnischer oder demotischer Bestimmungskriterien ab, so haben beide Varianten mehr Gemeinsames als Trennendes. Beiden ist gemeinsam, daß sie "Nation" als Typus mit objektiven Kennungsmerkmalen beschreiben. Und beide setzen Volk und Staat, Kultur und Politik, nationality und society in einen funktionalen Bezug zueinander: "Ethnos" wird demnach im "Demos" aktualisiert, "Demos" durch "Ethnos" legitimisiert 41). Diese Gleichung geht jedoch nur auf, wenn Ethnos und Demos als unterscheidbare Gruppen auszumachen sind, die sich im jeweiligen "nationalen" Falle decken. Anders und als Frage formuliert: Entspricht einem bestimmbaren ethnischen Kontinuum ein demotischer Zusammenhang - oder umgekehrt? Trifft das eine oder andere nicht zu, dürfte man dem "objektivistischen" Konzept zufolge nicht von Nation reden.
Nun zeigt sich aber, daß die geforderte Bedingung selten gegeben ist, jedenfalls im Falle der "klassischen" Nationen Europas - von den neuen Nationen der Dritten Welt gar nicht zu reden. In der Regel überschneiden sich die ethnischen und demotischen Grenzen; darauf wurde in der Literatur ausgiebig hingewiesen 42). Eine andere Auffassung versucht deshalb, dem Problem nicht von "außen" durch die Zuordnung bestimmter Eigenschaften, sondern von "innen" durch den Rückgriff auf das nationale Selbstverständnis beizukommen, nach dem Motto: "Nation kann definiert werden als jede größere Gruppe von Leuten, die glauben, sie seien eine." 43) Hiermit wird der Typus "Nation" abgeleitet von Bewußtseinslagen und Aktionsprogrammen wie "Nationalbewußtsein" und "Nationalismus" und ihrer Institutionalisierung in "nationalen Bewegungen". Vor allem in der neueren deutschen Forschung hat dieser "subjektivistische" Ansatz beträchtlichen Rückhalt 44).
Auch er blieb freilich nicht ohne Kritik. Ein wesentliches Gegenargument ist, daß die Frage nach dem Inhalt des Nationalbewußtseins wieder auf die objektiven (ethnischen oder demotischen) Bestimmungskriterien zurückführt: daß das Problem also nur auf eine subjektive Ebene verlagert wird 45). Denn wenn man nicht einfach annimmt, Nationalismus sei so gegenstandslos wie Hexenwahn, 46) bleibt die Frage, welche Realität diese Art von Gruppenbewußtsein wohl abdeckt. Ein zweites Gegenargument ist damit verbunden. Ein Teil der Forschung reklamiert, daß Nationalismus eine neuzeitliche Erscheinung sei, die nicht vor dem 18. Jahrhundert zu beobachten ist 47). Die Bezüge dieser politischen Bewegung - die "Nationen" - bestanden indes Umfang und Benennung nach vielfach schon vorher, und man gesteht ihren Angehörigen für die Frühzeit zumindest ein "Nationalgefühl" zu, das um die nationale Besonderheit weiß, auch wenn es nicht unbedingt politische Konsequenzen daraus zieht 48).
Die Frage ist dann aber, was diese "vor-nationalistischen" Nationen ausmacht, die zweifellos das ethnische und demotische Material für die Nationen des 19. und 20. Jahrhunderts lieferten. Anderseits ist keineswegs sicher, ob es nicht doch Nationalismus vor der Französischen Revolution, vielleicht schon im Mittelalter gab; 49) einige Autoren datieren ihn sogar bis in die Antike zurück 50). Die Gültigkeit derartiger Aussagen hängt aber davon ab, wie man Nationalismus (oder auch Nationalbewußtsein) definiert. Hier scheint sich der Zirkel endgültig zu schließen: Nationalismus, so heißt es nämlich, sei jene Ideologie, die "Nation" zum höchsten politischen Wert erhebt.
Diesem Zirkel entkommt man nur, wenn man "Nation" zwiefach, nämlich funktional und intentional begreift. Funktional ist Nation dann ein reales Erzeugnis nationaler Bewegungen, nationaler Politik und Gesinnung; intentional ist Nation ein ideelles Konstrukt, Ausformung der "Nationalidee" und somit ein Argument der Nationalbewegungen. Insofern ist der "objektivistische" Nationalbegriff selbst Produkt des Nationalismus. Um zu einer schlüssigen Bestimmung des historischen Typus "Nation" zu kommen, bedarf es also zweierlei. Einmal muß beschrieben werden, welcher Art jene Gesellschaften sind, die aus nationaler Bewußtseinsbildung und Politik hervorgehen, und worin sie sich von anderen oder früheren Gesellschaften unterscheiden 51); die Struktur der Nationalbewegungen kann dabei als Vorwegnahme der "nationalen Gesellschaft" verstanden werden. Hier genügt es freilich nicht, einfach auf das neuentstandene Nationalbewußtsein abzuheben - eben dies würde wieder in den Zirkel zurückführen 52). Zum anderen gilt es, Nationalismus als eine historische Erscheinung mit funktionalem Stellenwert zu beschreiben und somit von vergleichbaren Erscheinungen wie Stammesbewußtsein und Patriotismus abzugrenzen. Eine begriffliche Ausweitung zur Erfassung aller großgruppenbezogenen Bewußtseinslagen nach dem Motto: "Nationalismus gab es in der einen oder anderen Form schon immer", führt nicht zum Begriff der Nation 53).
Die Definition von "Nationalismus" bereitet - entgegen einer weitverbreiteten Ansicht - keine Schwierigkeiten 54). Legen wir das "objektivistische" Konzept als "Nationalidee" zugrunde, so bedeutet Nationalismus Loyalität gegenüber einer Großgruppe, von der man glaubt, sie sei durch besondere ethnische oder demotische Eigenschaften gekennzeichnet; diese Eigenschaften sichern die "nationale Identität" gegenüber anderen Großgruppen. Solch eine Loyalitätszuweisung ist keineswegs ubiquitär. Das "Stammesbewußtsein" macht zwar Unterschiede zwischen eigener und fremder Sitte, eigener und fremder Art; doch nicht diese "äußerlichen" Qualitäten schaffen Verbundenheit, sondern der genealogische Zusammenhang der Geschlechterfolge, in die man durch Geburt oder Adoption eingereiht ist. Der "Patriotismus" - die Liebe zum Vaterland (patria) - hat sich zwar aus den Familienbanden gelöst und bezieht sich nun auf eine Gemeinschaft, die durch Nachbarschaft und Bürgerschaft, durch Zusammenwirken und Gesetzlichkeit begründet ist; aber auch hierbei spielen "nationale Eigenheiten" keine wesentliche Rolle 55).
Dieser Vergleich macht deutlich, daß Nationalismus (ebenso wie Patriotismus und Stammesbewußtsein) ein Gesellschaftsmodell beinhaltet, das sich als "Nation" (respektive "Vaterland" oder "Stamm") niederschlägt. Solch ein Modell kann fiktiv sein, ist aber nichtsdestoweniger konstitutiv. Entscheidend ist nicht, ob der "Stamm" tatsächlich aus Verwandten besteht, ob das "Vaterland" eine Bürgerschaft (politeia) bildet, ob die "Nation" ethnisch oder demotisch homogen ist, sondern ob die maßgeblichen Mitglieder der betreffenden Großgruppe sich so verhalten, als wäre dem so 56). Nationalismus begründet also eine besondere Sozialstruktur - oder erscheint als Folge davon. Entscheidend ist der funktionale Zusammenhang: Nationalismus ist jene Bewußtseinslage, die einem bestimmten Vergesellschaftungsprozeß entspricht, aus dem die Nation hervorgeht. Dies ist der Grund, warum die Identifizierung von Nation und Nationalismus nicht ohne Gesellschaftsanalyse auskommt, zumal auf politische Selbstzeugnisse nicht unbedingt Verlaß ist - jedenfalls nicht wörtlich.
Fortsetzung ...



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© Andreas Kalckhoff, Version März 2001




































Anmerkungen

32) GÜNTHER DROSDOWSKI (hg.), "Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in sechs Bänden. Band 4", Mannheim 1978, pp. 1862 f.... zurück zum Text
33) WEBSTER'S Third New International Dictionary of the English Language, Unabridged, Vol. 2, Chicago 1971, p. 1505.... zurück zum Text
34) Vergleiche dazu E. FRANCIS, 'Minderheitenforschung', 1957; ders., 'Ethnos und Demos', 1965.... zurück zum Text
35) S. LABIB, 'Grundlagen der Nationbildung im arabischen Orient', 1964, p. 350.... zurück zum Text
36) Was die umfangreiche Literatur zum Thema Nationalismus und Nationbildung betrifft, kann ich hier nur auf die jüngste Bibliographie verweisen: H. A. WINKLER/ TH. SCHNABEL, 'Bibliographie zum Nationalismus', 1979; dort noch nicht aufgeführt: A. D. S. SMITH, 'Nationalism in the Twentieth Century', 1979. Eine eigene Arbeit zum theoretischen Aspekt der Nationalismusforschung ist in Vorbereitung.... zurück zum Text
37) In der älteren deutschen Diskussion erscheinen diese Varianten in der Gegenüberstellung von "Kulturnation" und "Staatsnation"; vgl. FR. MEINECKE, 'Weltbürgertum und Nationalstaat' (1907); auch: H. ROTHFELS, 'Nationalidee in westlicher und östlicher Sicht', 1956.... zurück zum Text
38) In diesem Sinne die Vertreter einer Volkstheorie, wie sie vor allem zwischen den beiden Weltkriegen in Deutschland und Osteuropa gedieh, aber auch heute noch Nachläufer hat, mittlerweile sogar in Frankreich: N. v. BUBNOFF, 'Begriff der Nation', 1924; M. H. BOEHM, 'Das eigenständige Volk', 1932; K. STAVENHAGEN, 'Wesen der Nation', 1934; G. HÉRAUD, 'L'Europe des éthnies', 1963; M. HÄTTICH, 'Nationalbewußtsein und Staatsbewußtsein', 1966; TH. VEITER, 'Deutschland, deutsche Nation und deutsches Volk', 1973.... zurück zum Text
39) Vergleiche dazu W. E. MÜHLMANN, 'Ethnologie als soziologische Theorie der interethnischen Systeme', 1956; H. KLOSS, 'Grundfragen der Ethnopolitik', 1969; W. BELL/ W. E. FREEMANN (eds.), 'Ethnicity and Nation-Building', 1974; N. GLAZER/ D. P. MOYNIHAN (eds.), 'Ethnicity', 1975; E. K. FRANCIS, 'Interethnic Relations', 1976.... zurück zum Text
40) Das Staats- und Gesellschaftsmodell hat vor allem in Westeuropa und Amerika seine Anhänger und kommt meist mit der kritischen Feststellung daher, daß es kaum Nationen gibt, die ethnisch homogen sind. Schon W. BURNS ('War of Independence', 1875, p. 305) hielt "gemeinsame Geschichte, die Übereinstimmung in den Erinnerungen und Assoziationen, in den Institutionen und Interessen, in den Ideen und Aspirationen" wesentlicher für die Nation-Bildung als ethnische Gemeinsamkeiten. Vgl. dazu auch C. J. H. HAYES, 'Historical Evolution of Modern Nationalities', 1931; H. KOHN, 'Idea of Nationalism', 1944. - in der deutschen Literatur suchten vor allem W. E. MÜHLMANN ('Homo Creator', 1962; 'Rassen, Ethnien, Kulturen', 1964), E. LEMBERG ('Nationalismus', 2 Bde. 1964) und E. K. FRANCIS ('Ethnos und Demos', 1965) Anschluß an die westeuropäisch-atlantische Nationalidee.... zurück zum Text
41) W. L. BÜHL ('Typologie der nationalen Ordnungen', 1969, p. 9) in Anschluß an FRANCIS (Anm. 40): "Die Nation ist ein als Gesamtgesellschaft fungierendes, durch ein Ethnos legitimiertes Demos bzw. ein durch ein Demos aktualisiertes Ethnos."... zurück zum Text
42) Etwa bei: C. J. H. HAYES, 'Essays on Nationalism' (1926); FR. HERTZ, 'Wesen und Werden der Nation', 1927; O. FRIEDLÄNDER, 'Individuum, Klasse, Nation', 1947; H. L. KOPPELMANN, 'Nation, Sprache und Nationalismus', 1956; G. GORIELY, 'Nationalgefühl und Nationalismus', 1960; W. SULZBACH, 'Zufälligkeit der Nationen', 1969; E. KEDOURIE, 'Nationalism', 1969.... zurück zum Text
43) V. H. GALBRAITH, 'Nationality and Language', 1941, p. 113... zurück zum Text
44) Etwa im Kreis um TH. SCHIEDER: TH. SCHIEDER (hg.), 'Sozialstruktur und Organisation europäischer Nationalbewegungen', 1971; TH. SCHIEDER/ p. ALTER (hg.), 'Staatsgründungen und Nationalitätsprinzip', 1974; TH. SCHIEDER/ O. DANN (hg.), 'Nationale Bewegung und soziale Organisation', 1978; O. DANN (hg.), 'Nationalismus und sozialer Wandel', 1978. - Dazu auch: G. ROFFENSTEIN, 'Soziologie des Nationalismus und der nationalen Parteien', 1927; H. MOMMSEN, 'Sozialdemokratie und Nationalitätenfrage', 1963; M. HROCH, "Vorkämpfer der nationalen Bewegungen', 1968; G. L. MOSSE, 'Nationalization of the Masses', 1975; A. D. SMITH, 'Nationalist Movements', 1976; H. SETON-WATSON, 'Nations and States', 1977. - Einen gründlichen methodischen Ansatz bietet dazu K. W. DEUTSCH, 'Nationalism and Social Communication', 1953.... zurück zum Text
45) In diesem Sinne kritisiert J. SZÜCS ("Nationalität' und 'Nationalbewußtsein' im Mittelalter', 1972, pp. 12 f.)... zurück zum Text
46) So etwa H. L. KOPPELMANN, 'Nation, Sprache und Nationalismus', 1956, p. 17, Anm. 1.... zurück zum Text
47) Ganz entschieden dieser Meinung: W. SULZBACH, 'Imperialismus und Nationalbewußtsein', 1959, pp. 31-44. Verständlicherweise tendieren vor allem Neuhistoriker und Sozialwissenschaftler dazu.... zurück zum Text
48) Dies tun letztlich alle Autoren, die das Entstehen der Nationen ins Mittelalter zurückverfolgen, auch wenn sie über den Zeitpunkt ihres Auftretens sehr unterschiedlicher Meinung sind; vgl. dazu Anm. 49.... zurück zum Text
49) Einige Titel dazu: M. M. HANDELSMAN, 'Rôle de la nationalité dans l'histoire du moyen age', 1929; G. SCHNÜRER, 'Anfänge der abendländischen Völkergemeinschaft', 1932; C. G. COULTRON, 'Nationalism in the Middle Ages', 1935; H. FINKE, 'Nation in den spätmittelalterlichen Konzilien', 1937; W. KAEGI, 'Entstehung der Nationen', 1942; J. HUIZINGA, 'Wachstum und Formen des nationalen Bewußtseins in Europa', 1943; p. KIRN, 'Frühzeit des Nationalgefühls', 1943; H. M. CHADWICK, 'Nationalities in Europe, and the Growth of National Ideas', 1945; E. ZÖLLNER, 'Geschichtliches Bild des Nationalismus', 1948; H. KOHT, 'Dawn of Nationalism in Europe', 1946; W. MOHR, 'Frage des Nationalismus im Mittelalter', 1953; 6. POST, 'Two Notes on Nationalism in the Middle Ages', 1953; D. KURZE, 'Nationale Regungen in der spätmittelalterlichen Prophetie', 1966; R. BUCHNER, 'Kulturelle und politische Zusammengehörigkeitsgefühle im europäischen Frühmittelalter', 1968; K. F. WERNER, 'Les nations et le sentiment nationale dans l'Europe médievale', 1970; C. L. TIPTON (ed.), 'Nationalism in the Middle Ages', 1972; J. SZÜCS, 'Nationalität und Nationalbewußtsein im Mittelalter', 1972; H. BEUMANN/ W. SCHRÖDER (hg), 'Aspekte der Nationenbildung im Mittelalter', 1978. - Dazu noch eine Auswahl von Regionalstudien. Deutschland: K. LAMBRECHT, 'Geschichte des deutschen Nationalbewußtseins', 1981; F. G. SCHULTHEISS, 'Geschichte des deutschen Nationalgefühls', 1893; K. G. HUGELMANN, 'Stämme, Nation und Nationalstaat im deutschen Mittelalter', 1955; H. SPROEMBERG, 'Anfänge des 'Deutschen Staates' im Mittelalter' (1956); W. CONZE, 'Deutsche Nation, Ergebnis der Geschichte', 1963. - Niederlande: J. HUIZINGA, 'Vorgeschichte des niederländischen Nationalbewußtseins', 1930; E. LEMBERG, 'Wege und Wandlungen des Nationalbewußtseins', 1934. - England: H. KOHN, 'Genesis of English Nationalism', 1940; K. MALONE, 'Rise of English Nationalism', 1940; M. LUMIANSKI, 'Beginnings of English Nationalism', 1941; V. H. GALBRAITH, 'Nationality and Language in Medieval England', 1941; G. A. RITTER, 'Nation und Gesellschaft in England', 1964. - Frankreich: H. MEYER, 'Oriflamme und das französische Nationalgefühl', 1930; H. KÄMPF, 'Pierre Dubois und die geistigen Grundlagen des französischen Nationalbewußtseins um 1300', 1935; L. BOEHM, 'Gedanken zum Frankreich-Bewußtsein im frühen 12. Jahrhundert', 1955. - Weitere: W. GOETZ, 'Werden des italienischen Nationalgefühls', 1939; A. HAUSER, 'Eidgenössisches Nationalbewußtsein', 1941; G. POST, 'Blessed Lady Spain', 1954; M. PUNDEFF, 'National Consciousness in Medieval Bulgaria', 1968; A. E. VACALOPOULOS, 'Origins of the Greek Nation', 1970.... zurück zum Text
50) So etwa E. ZöLLNER, 'Das geschichtliche Bild des Nationalismus', 1948.... zurück zum Text
51) E. LEMBERG meint dazu: "Es könnte sich zeigen, daß der vor allem ins Auge springende Nationalismus im Grunde nur eine Begleiterscheinung eines allmählich die ganze Welt umfassenden, zu neuen, nämlich industriellen Wirtschafts- und Produktionsformen führenden und dieser Wirtschaftsweise zuliebe die Gesamtheit der Bevölkerung - statt bisheriger schmaler Führungsschichten - in Anspruch nehmenden Wandels der Gesellschaftstrukturen darstellt." ('Geburt der Nationen', 1962, p. 305).... zurück zum Text
) Vergleiche dazu W. SULZBACH, 'Definition und Psychologie von 'Nation' und Nationalbewußtsein', 1962, p. 141: "Man muß bei dem Suchen nach einer zweckmäßigen Definition [von Nation] von dem Verhalten der Menschen ausgehen und nicht von den Motiven, die diesem Verhalten zugrundeliegen mögen."... zurück zum Text
53) Vergleiche dazu E. K. FRANCIS, 'Ethnos und Demos', 1965, p. 58: "Soziologisch relevant ist immer nur die Frage, inwieweit das soziale Handeln ... jeweils in einer ganz bestimmten historischen Situation nach ethnischen Gesichtspunkten ... orientiert ist." - Tatsächlich ist dies aber eher eine historische denn eine (im fachspezifischen Sinne) soziologische Frage, denn sie zielt auf die Eigentümlichkeit einer historischen Situation; diese Eigentümlichkeit wird aber erst sichtbar, wenn man "Nationalismus" und "Nationalbewußtsein" nicht extensiv - als anthropologische Konstante - definiert.... zurück zum Text
54) Fast jede Untersuchung zu Nationalismus und Nation beginnt mit einer Klage über die schwierige Begriffsbestimmung, die auf die Vielgestaltigkeit der Phänomene zurückzuführen sei; sie mündet meist in einen Definitionsverzicht und in das methodische Notprogramm einer differenzierten Beschreibung der Phänomene. Hier drückt sich nichts anderes aus als ein Unvermögen zur Abstraktion und eine wissenstheoretische Schwäche, die bisweilen erschreckend ist. Wie will man Phänomene beschreiben, von denen man keinen Begriff hat?... zurück zum Text
55) Die Tauglichkeit der hier eingeführten Begriffe - ihr Beschreibungs- und Erklärungswert - hat sich in der folgenden Fallstudie zu erweisen. Indes ist es kein methodisches Geheimnis, daß der heuristische Wert von Begriffen mit ihrer "genetischen Nähe" zu den Phänomenen, auf die sie Anwendung finden sollen, steigt; das heißt, daß man sie sinnvollerweise im Dialog mit diesen Phänomenen formuliert - was im vorliegenden Fall auch geschehen ist.... zurück zum Text
56) Vergleiche dazu K. W. DEUTSCH, 'Nationalism and Social Communication', 1953, pp. 144 ff.... zurück zum Text




























© Andreas Kalckhoff, Version 9. März 1996